Rad
Es reichte nicht. Schon wieder. Schnaubend stieg sie vom Rad, stützte
sich mit der Hand an der Hauswand ab. Ihr war schwindelig und für zwei, drei,
vier Atemzüge lehnte sie sich gegen die Hauswand. Erlaubte sich die Schwäche.
Aber es war noch immer nicht genug, dass spürte sie tief in ihrem unzufriedenen
Inneren. Früher, als ihre Knie das Joggen noch erlaubten, da war sie an solchen
Tagen gerannt bis sie am Ende der Runde ins Gebüsch kotzte. Aber das Knie war im
Arsch, Joggen Geschichte. Sie hatte alle möglichen knieschonenden Sportarten
ausprobiert: Schwimmen schied aus wegen zu vielen Menschen im Schwimmbad und
Radfahren konnte sie zwar auf einsamen Wegen, aber sie konnte nie so schnell
fahren, dass sich das Gefühl der absoluten Freiheit, Gedankenlosigkeit, Glück
einstellte. Sie vermisste diese Gefühle wie verrückt. Das Rad, das sie bisher noch mit
einer Hand gehalten hatte, ließ sie los, ließ es einfach fallen, stieg
darüber hinweg und schloss die Haustür auf. Wenn es morgen früh weg war, sollte
es ihr recht sein.