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Es werden Posts vom Juni, 2021 angezeigt.

Mucke am Mittwoch - Lord Huron - The night we met

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Stille - I

  „Jetzt sei endlich still“, sagte er und starrte weiter auf den Fernseher ohne sie auch nur einmal anzusehen. „Aber ich brauche jetzt deine Hilfe“, sagte sie und stampfte mit dem Fuß auf. „Das Monster unter meinem Bett wartet nicht bis zur Halbzeit.“ „Schatz, unter deinem Bett ist kein Mons… Verdammt noch mal, den muss er doch machen!“, schrie er und haute mit der flachen Hand aufs Sofa. Sie zuckte zusammen. „Aber…“, begann sie erneut, doch er hob nur die Hand. „Kein Wort mehr“, sagte er. „Ich will jetzt Fußball schauen und keinen Ton mehr von dir und dem Monster hören.“ Er betonte jedes Wort überdeutlich. Sie blieb noch einige Sekunden in der Tür stehen bevor sie sich umdrehte und in ihrem Zimmer verschwand. Endlich Stille! Er schaute sein Spiel in aller Ruhe zu Ende und dann gewannen die Deutschen auch noch. Was für ein Start in die WM! „Schatz!“, rief er und schaltete den Fernseher aus, nachdem er auch noch die Nachberichterstattung angeschaut hatte. Sie antwortete nich

Barrybear

  Es gab Tage, da kam sie von der Arbeit nach Hause und das erste, was sie tat nachdem sie alles fallengelassen und sich die Schuhe von den Füßen getreten hatte: Sie ließ sich mit dem Gesicht voran ins Bett fallen. Dort blieb sie so lange liegen bis sie keine Luft mehr bekam. Erst dann drehte sie sich auf den Rücken, um die Decke anzustarren. Sie studierte so lange jeden Riss und jede Spinnwebe an der Decke bis sie auf Toilette musste. Hunger hatte sie an diesen Abenden keinen. Aber seit einiger Zeit war das nicht mehr möglich. Jetzt wartete Barrybear auf sie, direkt hinter der Tür und sie kam zwar dazu, ihre Sachen fallenzulassen – aber die Schuhe konnte sie sich nicht von den Füßen treten. Denn Barrybear sprang an ihr hoch, schwanzwedelnd, bellend, voller Freude und am Anfang hatte sie sie diese Begrüßung das ein oder andere Mal auf den Hintern gesetzt. Das wiederum hatte Barrybear ausgenutzt, um ihr das Gesicht abzuschlecken. Sie wusste nun schon seit einiger Zeit nicht mehr, wie

Mucke am Mittwoch - Selig - ohne Dich

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  Klassiker. Und beim Blick aufs Veröffentlichungsdatum fühle ich mich sehr alt.

Haribert

  „Auf den Hund gekommen.“ Was ist das bloß für ein seltsames Sprichwort! Genau wie „Alles für die Katz.“ Weil es umsonst war? Oder weil man sowieso alles für seine Katze tat? Aber „auf den Hund gekommen“? Er sah hinab auf den Teppich. Dort, wo sich Haribert zusammen gerollt hatte und im Schlaf furzte. Es war gut, dass er im Sommer Heuschnupfen und dadurch immer eine verstopfte Nase hatte – und rein gar nichts roch. Dass Haribert furzte wusste er deshalb, weil Haribert erst die Luft anhielt und danach zufrieden schnaufte. Er nahm noch einen Schluck Bier und schaute wieder in den Fernseher. Die Deutschen spielten mal wieder grottig – ob die auch auf den Hund gekommen waren? Oder war doch eher alles für die Katz? Er schob die beiden Sätze im Kopf hin und her, wie einen Gegenstand, von dem man nicht wusste, wohin man ihn hin stellen sollte. Haribert schreckte aus dem Schlaf auf und setzte sich schnaufend aufrecht hin. Er schnupperte mit hocherhobenem Kopf, die Augen halb geschlosse