Regen
Sie liebte das Geräusch von Regen, der auf das Dach prasselte. Das war
ihr als Kind das liebste Geräusch gewesen. Sie hatte im Dunkeln gelegen, nebenan
im Schlafzimmer ihre Eltern, der Regen auf dem Dach, ein sicheres, warmes
Gefühl von Zuhause. Manchmal hatte sie an solchen Abenden mit der Taschenlampe
gelesen während der Regen ans Fenster klopfte. Jetzt ging das alles nicht mehr.
Fürs Lesen mit der Taschenlampe waren ihre Augen zu schlecht. Sie schlief auch
nicht mehr unterm Dach, weil sie die steilen Treppen nicht gehen konnte. Und
ihre Eltern waren schon lange tot. Geblieben war der Regen, der manchmal an ihr
Fenster klopfte, sie daran erinnerte, dass sie einmal ein kleines Mädchen
gewesen war. Sicher und geborgen unterm dicken Federbett in der Dunkelheit.
Allein, aber nicht einsam.