Lotto - Teil 5


„Eine Dachgeschosswohnung“, flüsterte Martha. „Ich miete wieder eine Dachgeschosswohnung. So wie all die Jahre mit Willem. Aber jetzt mit einem Lift. Dann bin ich kein Tier im Zoo mehr, niemand klopft mehr an meine Fensterscheibe. Ich kann in die Gracht hinuntersehen und ich kann im Bett liegen und dem Regen zuhören, der aufs Dach prasselt. Dann kann ich endlich wieder schlafen. Seit Willem nicht mehr bei mir ist, schlafe ich so schlecht.“
Wesley starrte sie an als warte er darauf, dass noch mehr kam, aber das war es schon, mehr wollte Martha nicht. Wesley brach schließlich in lautes Gelächter aus, dass noch lauter wirkte, weil im Kiosk noch immer niemand sprach. Er lachte bis sein Gesicht so rot war wie der Feuerlöscher neben der Tür, den Mund verzerrt, Tränen liefen ihm über die Wangen. Alle starrten ihn an, sogar die Touristen.
„Du wirst noch ein bisschen spielen müssen, Martha. Ich habe dich reingelegt, sorry!“ Wesley lachte noch immer, er hörte erst auf zu lachen, weil ihm sein Großvater mit der flachen Hand auf den Hinterkopf geschlagen hatte. So heftig, dass Wesleys Kopf nach vorne flog und beinahe den Tresen berührte. Martha umklammerte die beiden Griffe ihres Rollators und beim Versuch den Rollator hektisch in dem kleinen Kiosk umzudrehen, stieß sie mehrmals gegen den Tresen. Die Kulis mit den Amsterdam-Motiven, die in einem kleinen Aufsteller auf dem Tresen standen, wackelten verdächtig, doch sie hielten Marthas heftigem Angriff stand.