Internat

Die ganze Woche freute er sich auf eines: Den Freitagnachmittag. Wenn er in den Zug steigen und nach Hause fahren durfte. Beinahe wäre es heute schiefgegangen, erst hatte seine Mutter angerufen, dass sie ihn nicht vom Bahnhof abholen könne und dann war auch noch der Zug zu spät. Aber auf einen war Verlass: Opa. Wenn Mama keine Zeit hatte, ihn abzuholen – Opa hatte immer welche. Und wenn Mama kein Geld zum Einkaufen hatte, Opa hat welches. Mit Opa durfte er in den Supermarkt und er durfte mitbestimmen, was es zu essen gab. Außerdem ließ ihn Opa Schokolade und Chips aussuchen, die er am Sonntagabend mitnehmen durfte. Das Essen im Internat war genauso grau und fade wie Tage dort. Deshalb kaufte ihm Opa auch immer eine Flasche von der besonders scharfen Chilli-Soße. Damit war das Essen schärfer, manchmal so sehr, dass ihm die Tränen kamen. Dann lachte im Internat wenigstens keiner über ihn, wenn er weinte.