Sperrstunde


Sie sollte längst zu Hause sein, das wusste sie. Erst vorhin hatte sie auf Jonathans Uhr geschielt und da war es schon 22:30 Uhr. Eine halbe Stunde war sie bereits drüber. Sie traute sich auch nicht, ihr Handy aus der Tasche zu nehmen. Mama war sicherlich schon außer sich vor Sorge. Oder vor Wut. Aber sie konnte jetzt auch nicht einfach gehen. Endlich hatte sie es in diese Gruppe geschafft. Jonathan hatte ihr sogar eine Zigarette angeboten. Und jetzt sangen sie zu Bonnie Tyler. So schräg wie möglich natürlich – wie sollte man zu Bonnie Tyler auch sonst singen? Es hallte durch die Unterführung und die vorbei sausenden Radler lachten. Manch einer grölte auch mit. Nein, sie konnte einfach noch nicht nach Hause gehen. Das hier war die beste Nacht ihres Lebens – das würde irgendwann auch Mama verstehen.