Ida - Teil 12


"Das war ganz schön dämlich von dir", sagte eine Stimme hinter ihr und Ida wirbelte herum. Außer ihr war niemand in dem Raum.
"Klar, du bist erst 11 1/2 und kommt aus so einem kleinen Kuhkaff, aber das ist trotzdem keine Entschuldigung dafür, dich wie ein Volldepp zu benehmen."
Ob das Max war? Es musste Max sein - wahrscheinlich war er verschwunden, nur um ihr jetzt diesen Streich zu spielen.
“Das ist nicht lustig, Max”, sagte sie laut, aber die Stimme lachte nur.
“Du hast recht, Max findet das gerade auch nicht lustig. Er sucht dich nämlich auch und ist gerade nach Hause gefahren, weil er denkt, du könntest dort sein. Vielleicht fährst du ihm einfach hinterher. Ach stimmt, du weißt ja gar nicht wo er wohnt.” Wieder lachte die Stimme gehässig so wie Martin, wenn er sie aufzog, weil sie schon wieder Klassenbeste war. Ida sah auf das Bild. Mittlerweile war die schwarze Form viel großer als die rote, sie schien sie regelrecht verschlingen zu wollen.
“Was soll ich jetzt machen?” flüsterte sie, denn sie konnte nicht mehr laut sprechen - ihre Kraft brauchte sie, um die Tränen zurückzuhalten.
“Liebes, erinnerst du dich noch wie du hierher gekommen bist?” fragte die Stimme aus dem Bild und dieses Mal war es eindeutig das Rot, das sprach.   
“Wir sind mit der Tram gekommen.” Ida presste beide Augen fest zusammen, um sich zu konzentrieren. “Die Tram hat direkt vor der Pinakothek angehalten.”
“Na, siehst du, du weißt es ja doch. Dann musst du einfach nur in die Tram einsteigen, die in die andere Richtung fährt. Weißt du noch, wie viele Stationen ihr gefahren seid?”