Stille - I

 

„Jetzt sei endlich still“, sagte er und starrte weiter auf den Fernseher ohne sie auch nur einmal anzusehen.

„Aber ich brauche jetzt deine Hilfe“, sagte sie und stampfte mit dem Fuß auf. „Das Monster unter meinem Bett wartet nicht bis zur Halbzeit.“

„Schatz, unter deinem Bett ist kein Mons… Verdammt noch mal, den muss er doch machen!“, schrie er und haute mit der flachen Hand aufs Sofa. Sie zuckte zusammen.

„Aber…“, begann sie erneut, doch er hob nur die Hand.

„Kein Wort mehr“, sagte er. „Ich will jetzt Fußball schauen und keinen Ton mehr von dir und dem Monster hören.“ Er betonte jedes Wort überdeutlich. Sie blieb noch einige Sekunden in der Tür stehen bevor sie sich umdrehte und in ihrem Zimmer verschwand. Endlich Stille! Er schaute sein Spiel in aller Ruhe zu Ende und dann gewannen die Deutschen auch noch. Was für ein Start in die WM!

„Schatz!“, rief er und schaltete den Fernseher aus, nachdem er auch noch die Nachberichterstattung angeschaut hatte. Sie antwortete nicht. Er suchte sie im Kinderzimmer und in der gesamten Wohnung und die Polizei später im Dorf und im Wald und doch blieb sie für immer verschwunden und still, genauso wie er es sich gewünscht hatte.