Katze

 

Jeden Abend dasselbe Spiel: Zähneputzen, Hände eincremen, ins Nachthemd schlüpfen, ins Bett fallen, Nachttischschublade aufziehen, Notizbuch herausziehen, vorsichtshalber den Bleistift anspitzen, an die Decke starren und schließlich: Schreiben. Alles unter Beobachtung der Katzendame, die hier ebenfalls wohnte. Die sich das Schauspiel jeden Abend ansah und nur darauf wartete, dass der Bleistift endlich übers Papier kratzte. Dann schnell aufs Bett sprang, lautlos, geschmeidig, eine fließende Bewegung, die kein Mensch je zustande bringen würde, sich auf den Füßen der Menschendame niederlassend. Wenn der Bleistift nicht mehr übers Papier flog, sondern unheilvoll in der Luft hing, blinzelte die Katzendame. Einmal, zweimal, als wollte sie der Menschendame sagen, sie möge sich beeilen, das Licht der Nachttischlampe blende so. Die Menschendame schrieb weiter, kratzte sich zum Schluss mit dem Bleistift an der Nase, warf das Notizbuch in die Nachttischschublade und löschte das Licht. Wie jeden Abend hätte sie schwören können, dass die Katzendame dachte: „Na endlich."