Flasche II

 

„Flaschenpost“, dachte sie. „Ob jemals meine Flaschenpost angekommen ist?“ 

Sie schlug die Augen auf und starrte an die Decke ihres Schlafzimmers. Wenn der Wind in die Kastanie vor ihrem Schlafzimmerfenster fuhr, zauberte das interessante Muster an ihre Decke. Und es war auch sehr nett von ihrem Gehirn, dass sie an ihren Urlaub an der französischen Atlantikküste vor zwei Jahren denken musste und ob es wohl die Weinflasche, die sie mit einem Brief bestückt und so gut wie möglich (bombenfest!) verschlossen hatte, an ein Ufer geschwemmt hatte und sie gefunden worden war. Aber ausgerechnet jetzt – sie wandte den Kopf nach rechts, um auf ihren Radiowecker zu sehen – um 3:00 Uhr morgens? Nur noch wenige Stunden bevor sie den wichtigen Vortrag vor der gesamten Abteilung halten musste? Sie, die Vorträge hasste wie andere den FC Bayern München.

„Niemand hat sie gefunden“, murmelte sie. „Sonst hätten sie sich schon längst gemeldet. Schließlich haben wir extra in Englisch geschrieben." Sie drehte sich zur Seite, demonstrativ mit dem Rücken zum Radiowecker, der inzwischen schon 4:00 Uhr anzeigte.

"Gut", sagte ihr Gehirn, "Aber hast du beim Nachhausekommen auch wirklich die Tür zur Garage abgeschlossen?“