Buch IV

 

Die Keksdose stand ganz oben im Regal. So weit oben, dass es nichts brachte, wenn er den Stuhl bis an die Anrichte schob und darauf kletterte. Das hatte er schon probiert und sich gedehnt und gestreckt und auf die Zehenspitzen gestellt, aber es hatte alles nichts genutzt – er hatte die Keksdose nicht erreicht.

Und was Papa alles in die Keksdose gepackt hatte! Nicht nur die Kekse mit den dicken Schokoladenstücken, nein, auch die Riegel, die er so gerne aß und deren Namen er nicht richtig aussprechen konnte. Mama schimpfte immer mit Papa, wenn der vom Einkaufen kam. Einfach weil Papa immer Süßigkeiten kaufte. Mama kaufte nie Süßigkeiten. Dafür Obst. Das war gesünder, sagte sie. Besser für den Bauch und für die Zähne. Das war schon alles richtig. Aber trotzdem schmeckte ein Apfel nie so gut wie ein Keks mit dicken Schokoladenstückchen. Oder ein Riegel mit Karamellcreme. Er leckte sich über die Lippen. Es musste doch einen Weg geben, um an die Keksdose zu kommen! Papa hätte ihm bestimmt einen Keks gegeben, aber der war gerade beim Zahnarzt. Und Mama brauchte er nicht fragen, selbst wenn sie nicht gerade an ihrem Schreibtisch saß und Klausuren korrigierte, würde sie ihm keinen Keks geben. Plötzlich hatte er eine Idee: Er lief ins Wohnzimmer und holte aus dem Bücherregal ein Buch nach dem anderen. Immer nur eines konnte er holen, denn die Bücher waren so schwer, dass er nicht mehr als eines tragen konnte. Die Bücher legte er auf den Stuhl bis es ihm hoch genug erschien und er kletterte darauf. Der Stapel kam ins Rutschen bevor er die Keksdose erreichte.

Nun, im Krankenhaus gab es keine Kekse, aber wenigstens hatten sie Schokopudding mit Vanillesoße.