Lampe I

 

Es gab Nächte, da wusste sie, dass das Monster direkt unter ihrem Bett lauerte. Sie konnte es atmen hören und manchmal scharrten seine langen Fingernägel über das Parkett. Heute war wieder eine dieser Nächte. Deshalb blieb sie so still wie möglich liegen und vor allem hatte sie Arme und Beine unter der Bettdecke versteckt. Obwohl es Sommer war und so warm in ihrem Zimmer, dass sie fühlen konnte, wie ihre Kniekehlen schwitzten. Aber die Decke blieb auf ihrem Körper.
Was noch schlimmer war als das Schwitzen, war ihre Blase, die seit einigen Minuten drückte. Es war dunkel in ihrem Zimmer und sie wusste, dass nur das Licht ihrer Nachttischlampe das Monster vertreiben konnte. Doch um die Nachttischlampe einzuschalten, müsste sie den Arm unter der Bettdecke herausstrecken und wenn das Monster schneller war… Sie erschauerte. Ob es daran lag, dass sie an das Monster dachte oder weil ihre Blase bald platzte, konnte sie nicht sicher sagen. Sie robbte mit ihrer Bettdecke näher an den Bettrand heran und nachdem sie auf der Höhe ihres Nachttischs war, blieb sie erst einmal ruhig liegen. Was gar nicht so einfach war, denn ihre Blase war wirklich übervoll. Sie atmete noch einmal tief ein und tief aus und streckte dann die Hand schon unter der Bettdecke aus, schnellte den Arm unter der Bettdecke hervor und ergriff mit zitternden Fingern den Schalter der Nachttischlampe. Unterm Bett hörte sie das Monster heftig mit den Zehennägeln kratzen als wolle es jede Sekunde hervorspringen und nach ihr greifen.
Sie drückte den Lichtschalter und in ihrem Zimmer wurde es hell und unter ihrem Bett still. Nur ihr Aufatmen war zu hören und das sanfte Plätschern währen sie ins Bett pinkelte.