Teppich II

 

Immer wieder stolperte sie über den Teppich. An der einen Seite rollte er sich hoch und manchmal vergaß sie das und stolperte darüber. Aber nicht so lustig wie der Butler in „Dinner for one“ – der war wenigstens betrunken. Sie stolperte darüber, wenn sie nach einem anstrengenden Tag endlich aus ihren Schuhen geschlüpft war und mit den nackten Zehen gegen die hochstehende Kante stieß. Das tat höllisch weh und in letzter Zeit war sie öfters umher gehüpft, laut fluchend und sich den Zeh reibend. Und danach die Dinge zusammensuchend, die sie hatte fallen lassen.

Eines Abends stieß sie sich den großen Zeh, der eh schon wund war durch die viel zu engen neuen Schuhe. Sie fluchte dieses Mal nicht. Hüpfte noch nicht einmal herum. Stand einfach nur ruhig in der Mitte des Flurs, alle Aufmerksamkeit bei dem pochenden Schmerz in ihrem linken Zeh. Als sie wieder gehen konnte, nahm sie den Teppich an einer Ecke und zog ihn quer durchs Wohnzimmer hinaus auf die Terrasse. Dann lief sie wieder in den Flur, holte aus dem Vorratsschrank den Brennspiritus und ein Feuerzeug. Sie trat ruhig wieder hinaus auf die Terrasse, begoss den Teppich und zündete das Feuerzeug an. Ihr Mann kam nach Hause, da loderte auf der Terrasse ein hübsches Feuer und sie saß in einem Gartenstuhl mit einem Glas Rotwein in der Hand und prostete ihm zu.