Irrenhaus

 

Mama hatte gesagt, dass das hier das reinste Irrenhaus sei. Dann hatte sie ihre Handtasche geschnappt und den Schlüssel, der immer in der Schale auf der Kommode lag und war gefahren. Er hatte noch die Reifen gehört, die durchgedreht waren beim Anfahren und eine Salve Kies an die Hauswand geschleudert hatten. Das hatte Papa nur noch mehr aufgeregt und er hatte Mamas Lieblingsblumenvase genommen und sie auf den Boden geworfen. Mit aller Macht, er hatte sogar die Vase hoch über den Kopf gehalten und mit Kraft auf den Boden geschmettert. Die Vase war in viele kleine Scherben zersprungen und er sich sicher, dass man sie nie wieder kleben konnte.

An diesem Abend las ihm niemand eine Gutenachtgeschichte vor. Papa half ihm in den Schlafanzug, aber er half ihm nicht beim Zähneputzen. Und eine Gutenachtgeschichte gab es deshalb nicht, weil er schon ein großer Junge war. Er lag in seinem Bett und vermisste seine Mutter. Vermissten große Jungs ihre Mutter? Er drehte sich auf die Seite, zum Fenster hin und umklammerte seinen Teddy noch fester. Er hatte keine Ahnung, was ein Irrenhaus war und er hatte sich auch nicht getraut, Papa beim Abendessen danach zu fragen. Es gab nur Brot und Käse und Papa stach auch keine Sterne in die Gurken so wie Mama. Er hatte noch nicht mal die Gurken geschält. 

Er presste die Augen fest zusammen. Morgen im Kindergarten, da musste er unbedingt Sabine fragen, was ein Irrenhaus ist. Sabine konnte gut erklären und sie schimpfte auch fast nie mit ihm. Vielleicht konnte sie ihm auch sagen, wo er Mama finden konnte.