Freitag

 

Sie hing über der Kloschüssel. Natürlich hing sie über der Kloschüssel, so wie jeden verdammten Freitag. Manchmal auch noch am Samstag. Immer, wenn die Tür zum Vorraum der Toilette aufging, hörte sie das Wummern der Bässe. Manchmal konnte sie ihr Lieblingslied erkennen und dann ärgerte sie sich, dass sie hier drinnen war statt draußen auf der Tanzfläche. Aber das war meist nur kurz, meistens kam schon der nächste Schwall an Alkohol hoch, den ihr Magen dringend loswerden wollte. Sehr, sehr dringend.

Sie hatte niemanden, der ihr die Haare hielt und auch niemanden, der sie draußen auf der Tanzfläche vermisste. Klar, da waren lose Bekannte, Leute, die sie nur beim Tanzen traf am Wochenende. Klar, die freuten sich, sie zu sehen, aber es fiel denen auch nicht weiter auf, wenn sie weg war.

Sie wischte sich über den Mund und lehnte sich zurück. Das, was ihr Magen unbedingt hatte loswerden wollen, war raus. Schwamm in einer braunen Brühe im Klo. Sie schloss die Augen, auch wenn sie wusste, dass das keine gute Idee war. Jemand riss an der Klotür, aber sie hatte abgesperrt und murmelte ein „Is‘ besetzt.“ gegen die hektische Türreißerin.

Sie erhob sich zitternd, betätigte die Klospülung und setzte sich schließlich auf den heruntergeklappten Klodeckel. Auch das kannte sie schon, auf keinen Fall durfte sie zu früh das Klo verlassen. Sonst gab sie draußen die Hauptdarstellerin aus der „Exorzist“, nur dass sie statt Erbensuppe eben Barcardi Cola auf der Tanzfläche verteilte. Über den Gedanken musste sie leise kichern, aber die nächste Welle war da und schnell glitt sie vom Sitz, klappte den Klodeckel hoch und kotzte. So wie jeden verdammten Freitag.